Die kriegerische Vergangenheit der Sektor-Zifferblätter
Sektor-Zifferblätter gibt es schon lange. Besonders beliebt wurde dieser Stil in den 1930er-Jahren, vermutlich auch weil viele Uhrenhersteller damals die gleichen Zulieferer für ihre Zifferblätter hatten. Die Welt kam damals aus dem ersten Weltkrieg und schlitterte in den nächsten Weltkrieg, sodass sich das Design von Uhren an Gefechtsanforderungen orientierte.
Ein Sektor-Zifferblatt unterteilt das Zifferblatt in Abschnitte oder “Sektoren”. 3 Stunden, 1 Stunde, 60 Minuten. Noch feinere Aufteilungen sieht man beispielsweise bei Chronographen.
Im Krieg macht es dieses Zifferblatt einfacher, die Zeit schnell ablesen zu können und die Richtung von feindlichem Feuer auszumachen. “2 Uhr” bedeutet, dass einem Geschosse aus nordöstlicher Richtung um die Ohren flogen.
Auch in der Wissenschaft waren diese Zifferblätter gefragt, weil sie ermöglichten Zeitabschnitte besonders genau messen zu können.
Weg vom Krieg, hin zur Schönheit
Das Zifferblatt der Master Control teilt sich in zwei Sektoren auf. Ein innerer und äusserer Ring. Der äussere Ring unterteilt das Zifferblatt in 12 Abschnitte, wobei die 12, 6 und 9 ausgeschrieben sind. Auf Position der 3 befindet sich das Datumsfenster. Dieser Ring enthält ebenfalls noch eine Minutenaufteilung, sodass die genaue Zeit leicht abgelesen werden kann.
Die spritzenförmigen Zeiger sind gebläut und wirken je nach Licht fast schwarz. Blaue Strichakzente bei jeder Stunde geben der Uhr einen sportlichen Touch. Der äussere Ring ist kreisförmig gebürstet, sodass die silberne Farbe vom Zifferblatt durchscheint.
Ein Designvorschlag
Mich stört etwas, dass das Zifferblatt keine durchgängige Typgrafie besitzt. Das fällt auf, wenn man die 12 und das Datumsfenster anschaut. Die Nummer 1 ist entweder ein Strich oder ein Strich mit “Fähnli”. Die gesamte Uhr wirkt sehr aufgeräumt, sodass diese kleinen Unterschiede auffallen. Das Datumsfenster ist zudem nicht ganz bündig mit dem äusseren Ring, sodass es wirkt, als ob die Position der Datumsscheibe vom Werk zu weit innen lag und das Design des Zifferblattes nach dieser Erkenntnis nicht angepasst wurde. Oft sehe ich über solche Sachen hinweg, aber hier stört es mich mehr als es vermutlich sollte.
Werk: Jaeger-LeCoultre Kaliber 899/1
Bereits 1907 hat LeCoultre mit dem Kaliber 145 einen Weltrekord aufgestellt, in dem es ein Werk baute, das nur 1.38mm hoch war. Dieses Know-How spürt man auch heute in den Uhren von Jaeger-LeCoultre. Die Uhren sind leicht, dünn und halten etwas aus.
Für diese Preisklasse hat das hauseigene Jaeger-LeCoulre Kaliber 899/1 eine sehr schöne Werkfinissierung. Genfer Streifen- und Perlschliff wechseln sich ab. Die 22-karätige-Schwungmasse kontrastiert zum Werk und die Teilskelettierung mit den Initialen “JL” der Manufaktur sind ein schönes Detail.
Leider hat das Werk mit 38 Stunden eine geringe Gangreserve. Für eine “Dresswatch” ist das jedoch in Ordnung, da diese Uhr eventuell auch nur für bestimmte Anlässe getragen wird. Die Uhr tickt mit 4 Hz (28’000 Halbschwingungen/Stunde) und sorgt so für einen flüssigen Lauf des Sekundenzeigers.
Der “1000 Hours Control”-Test von Jaeger-LeCoultre gibt mir die Sicherheit, dass die Uhr im Bezug auf Ganggenauigkeit, Temperatur, Druck, Stossfestigkeit, Magnetfeldern sowie Wasserdichtigkeit durchgeprüft ist und auch jeden Tag ohne Bedenken getragen werden kann. Eine internationale Garantie von bis zu 8 Jahren ist ebenfalls ausserordentlich.
50m Wasserdichtigkeit und eine unverschraubte Krone sind für so eine Uhr üblich und erfordern etwas Vorsicht mit Wasser. Das Lederband verbietet sowieso Ausflüge ins kühle Nass.
Fazit
Irgendjemand sagte mal zu mir, Jaeger-LeCoultre sei die “Uhr der Uhrmacher”. Nicht jeder kennt die Marke, aber was hier für den Preis geboten wird ist ein sehr gutes Gesamtpaket. Oftmals kann man eine Jaeger-LeCoultre auch gebraucht kaufen und dabei etwas sparen. Eine Wertsteigerung haben viele Uhren in der Vergangenheit nicht gesehen, aber das wäre mich kein Kriterium bei der Kaufentscheidung. Ich trage Uhren, weil sie mir gefallen.
Besonders angenehm finde ich das geringe Gewicht und die Höhe von nur 8.5mm. Der Tragekomfort einer Uhr wird oft vernachlässigt und vervollständigt den Gesamteindruck neben dem Design und den Funktionalitäten.
Zu guter Letzt… Uhren im ähnlichen Stil
Technische Daten
- Jaeger-LeCoultre Master Control Date (Referenz Q1548530)
- Gehäusebreite: 39mm
- Gehäusehöhe: 8.5mm
- Wasserdichtigkeit: 50m (5 bar)
Werk
- Jaeger-LeCoultre Kaliber 899/1
- Schwungmasse aus 22-karätigem Gold
- Unruhfrequenz: 4 Hz (28’800 Halbschwingungen/Stunde)
- Gangreserve: 38h
- Datum
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